Die urban und kulturell äußerst charmante Provinzhauptstadt
Kielce (208.000 Einwohner) am Heiligkreuz-Gebirge
(Gory Swietokrzyskie) erfreut sich vieler Besucher.
Touristisch gewinnend ist der katholische Bischofssitz, hundert Kilometer
südöstlich von Krakau, kaum hinsichtlich seiner Metall- und
Nahrungsmitteindustrie oder seiner beiden Hochschulen.
Als wahres Juwel besticht die waldreiche Ortschaft jedoch durch ihre vier
innerstädtischen Naturschutzgebiete.
Mit weitschweifigem Blick über Gipfel, besiedelte Hänge, Flusstäler
und Stausseen verzaubert insbesondere der Berg Karczowka. Sogar die Ruinen
der vierzehn Kilometer entfernten, im 13. Jahrhundert errichteten Checiny-Burg
lassen sich von hier aus erspähen. Auf dem Karczowka selbst basieren
ein ehemaliges Bernhardinerkloster und die barocke Heilige Dreifaltigkeitskirche,
inzwischen übernommen vom Pallottinerorden (Gesellschaft des Katholischen
Apostelamtes). Vor allem die aus kostbarem Galenit gefertigte Figur der
Heiligen Barbara aus dem 17. Jahrhundert vereint Gläubige und Neugierige
in der Kapelle.
Die übrigen Kielcener Naturschutzgebiete zeichnen sich durch geologisch
phänomenale Gesteinsformationen aus. Die Karstlandschaft "Kadzielnia"
birgt neben einem Amphitheater vierzehn geheimnisvolle Höhlen, während
die im Altertum durch tektonische Bewegungen bewirkte "Gestürzte
Falte" im früheren Steinbruch "Slichowice" Staunen
erregt.
Als viertes geschütztes Gelände sei schließlich "Wietrznia"
genannt.
Nun zählt die Kulturstadt nicht nur zu den schönsten,
sondern ebenfalls zu den ältesten Polens. Eine ausgeschilderte Besichtigungsroute
leitet Touristen zu den beachtlichsten historischen Standpunkten. Lange
Zeit im Besitz der Krakauer Bischöfe, blieb der Altstadt ein respektables
Vermächtnis.
Der Palast der Krakauer Bischöfe mit seinen profilierten Zierden
im Innen- und Außenbereich sowie dem Sanktuarium des Marschalls
Jozef Pilsudzki strotzt noch heute, von wenigen Neuerungen im 19. Jahrhundert
abgesehen, im manieristischen Bausstil des Waza-Stammes. Seit 1971 nutzt
das Nationalmuseum die Räumlichkeiten für eine stadtgeschichtliche
Dokumentation und Sammlungen polnischer Malerei des 17. bis 20. Jahrhunderts
(z.B. Porträtsaal). Das Portal des benachbarten Doms der Himmelfahrt
Maria (1171), im vollendeten frühbarocken Resultat eigentlich
eine dreischiffige Basilika, offenbart sodann eine ungewöhnliche
Marmortafel mit verschiedenen Gravuren.
Im bürgerlichen Milieu lohnt sich indes der Weg zum eleganten Privathaus
Laszczyk (18. Jh.), zu den Fassaden des 19. Jahrhunderts in
der Henryk Sienkiewicz-Straße als auch zur klassizistischen Architektur
im Stadtteil Sienkiewicz.
Die kulturellen Werte der Woiwodschaftshauptstadt beschränken sich gewiss nicht auf starre Gemäuer. Seien es Theater oder Philharmonie, Galerien oder Museen, Festivals oder Kulturhäuser, Kielce gleicht einem ganzjährigen Schauplatz unermüdlicher Kreativität. Das Stadtfest im September beispielsweise kombiniert für jeden Geschmack Ausstellungen und Konzerte regionaler Künstler, Sportveranstaltungen und andere Unterhaltungsformate. Überdies stehen für Musikfans die traditionellen Countrymusic-Festspiele, die sommerlichen Open-Air-Konzerte im Stadtpark oder am Stausee und Jazzkonzerte im Schloss auf dem Programm. Theaterfreunde stoßen auf etliche Bühnen, darunter das Stefan Zeromski Theater, das Kielcener Tanztheater, Theater "Kubus", Theater "ECCE HOMO", das Frauentheater und die "Autorenbühne". In den Galerien ("Piwnice"; "DST"; "Tycjan"; Galerie Adam Wolski) präsentiert sich die moderne Kunstszene, während im Hintergrund die Fäden diverser Kunstverbände von Malern, Bildhauern und Fotografen gesponnen werden.
Mit all diesen Impressionen im Gepäck und obendrein interessiert am Kielcener Umland, empfehlen sich Tagesausflüge ins Heiligkreuz-Gebirge, etwa zur Tropfsteinhöhle "Raj" (eiszeitliche Tierknochen), nach Zagnansk (1200 Jahre alte Eiche "Bartek") oder nach Tokarnia (Freilichtmuseum für hölzerne Dorfarchitektur).