Lodsch / Lódz

Hauptstadt der Woiwodschaft Lódz
Einwohnerzahl: 850.000

Bis zum 19. Jahrhundert eine provinzielle 1000-Seelen-Siedlung im Herzen Polens, erfuhr die heutige Verwaltungshauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft Lódz mit Einzug der Industrialisierung eine außerordentliche Transformation zum national maßgeblichen Zentrum der Textilproduktion.
Infolge beträchtlicher Zuwanderungen gedieh das so genannte polnische Manchester, 120 Kilometer südwestlich von Warschau, zur zweitgrößten Stadt Polens mit 850.000 Einwohnern.

Die wirtschaftlichen Jubeltage sind vorüber, dennoch und gerade deshalb erstrebt die Stadt gegenwärtig mittels restauratorischer und kultureller Programme an die goldene Zeit anzuknüpfen. Neben charakteristischen Arbeitervierteln dominieren Fabrikgebäude, derweil häufig in Großraumdiskotheken und Museen verwandelt (z.B. Museum der Textilindustrie in der Weißen Fabrik), sowie zahlreiche Industriellenvillen die städtische Silhouette.
Das Museum für Stadtgeschichte im Palais des Unternehmers Izrael Poznanski entpuppt sich als Hommage an den Pianisten Artur Rubinstein angesichts dessen gesammelter Privatgegenstände und eines kunstvoll inszenierten Händeabgusses.
Unter den musealen Prachtbauten befinden sich ferner der Poznanski-Palast in der Wieckowskiego-Straße mit beachtlichen Exemplaren der moderner Kunst (Chagall, Picasso, Ernst, Klee u.a.) und der Herbst-Palast in der Przedzalniana-Straße mit anschaulichen Lebensdarstellungen damaliger Fabrikanten.

Weitere Architekturtrophäen der Italienischen Renaissance, des Neubarocks, Jugendstils und des Eklektizismus wie die Residenzen von Julisz Heinzel, Jan Petersilge und Maksymilian Goldfeder säumen die Piotrkowska-Straße nahe des legendären Grand Hotels aus dem frühen 20. Jahrhundert am polnischen "Walk of Fame".

Diverse Geschäfte, Restaurants, Cafés, Clubs und Bars arrangieren den selbigen längsten Boulevard Europas zur kulturellen Arterie der Stadt. Das Kinematographische Museum in der Scheibler-Villa zollt überdies der respektablen lokalen Filmbranche Tribut, reifte Lódz nach der hiesigen Eröffnung des ersten polnischen Kinos und einer Filmhochschule schließlich zur Kaderschmiede für gefeierte Regisseure wie Roman Polanski und Andrzej Wajda. Jenseits der gelobten Triumphe lastet jedoch eine historische Schwere auf der Stadt: Mindestens 180.000 Gräber des größten jüdischen Friedhofs Europas in der Bracka-Straße markieren unverblümt die antisemitischen Dimensionen.

Kulturveranstaltungen
· Stadtfest in der Piotrkowska-Straße
· Festival der vier Kulturen
· Parada Wolnosci (vergleichbar mit der dt. Love Parade)

Berühmte Söhne und Töchter
· Grazyna Bacewicz (Komponistin)
· Andrzej Bartkowiak (Kameramann und Filmregisseur)
· Kazimierz Brandys (Schriftsteller)
· Artur Brauner (Filmproduzent)
· Karl Dedecius (Übersetzer)
· Max Factor (Unternehmer)
· Grzegorz Filipowski (Eiskunstläufer)
· Jerzy Grzegorzewski (Theaterregisseur)
· Krzysztof Kieslowski (Filmregisseur)
· Jerzy Kosinski (Schriftsteller)
· Tadeusz Kotarbinski (Mathematiker)
· Roman Polanski (Filmregisseur)
· Józef Rotblat (Friedensnobelpreisträger)
· Arthur Rubinstein (Pianist)
· Andrzej Sapkowski (Schriftsteller)
· Alexandre Tansman (Komponist)
· Julian Tuwim (Schriftsteller)
· Michal Urbaniak (Jazz-Violinist) u.a.

 

 

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