Das Tor im Rücken residieren am Ufer des Rynek noch mehrere Bauten
aus längst vergangenen Tagen, darunter das preußische Rathaus
und die katholische Kathedrale (16. Jh.), eine ehemalige Pfarrkirche.
Den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt die im 14. Jahrhundert errichtete
Burg mit ihrem derzeitigen volkskundlichen Museum Warmias und Masurens.
Regionale Trachten, Möbel sowie das traditionelle Kunsthandwerk können
hier begutachtet werden. Des Weiteren existieren ein Themenkomplex zum
Widerstand der Warmier gegen die Deutschen, eine archäologische Sammlung
von Ausgrabungsobjekten und eine pruzzische Granitfigur. Mehrere Instrumente
(u.a. eine Sonnenuhr) des Astronoms und Anfang des 16. Jahrhunderts amtierenden
ermländischen Verwalters Nikolaus Kopernikus werden der Öffentlichkeit
in dessen Privatgemächern im Südwestflügel der Burg gezeigt.
Zum sprichwörtlichen Höhepunkt der Besichtigung gewährt
der hiesige Burgturm einen grandiosen Rundblick über die Stadt, das
Lyna/Alle-Tal als auch auf das kolossale Amphitheater vor den Festungsmauern,
Bühne vieler sommerlicher Konzerte und Theaterstücke.
Die nahe befindliche protestantische Kirche im neugotischen Stil mag die
letzte reizvolle Station in Allenstein sein ehe sich der Urlauber den
umliegenden herrlichen Seen und Wäldern zuwendet.
Westlich der Großen Masurischen Seen beispielsweise aalt sich der
Ferienort Mragowo/Sensburg (20.000 Einwohner) mit seinem üppigen
Übernachtungsangebot im Mittelpunkt von 18 Seen! Im dortigen Amphitheater
begeistert regelmäßig im Juli ein internationales Country-Festival
seine Gäste.
Wie wäre es stattdessen mit einigen Luftaufnahmen? In der Nähe
auf dem benachbarten kleinen Flughafen sollte man die Chance eines atemberaubenden
Rundflugs nutzen.
Das Geburtshaus und Museum des Autors Ernst Wiecherts im Nachbarort Lesncitwo
Pierslawek/Kleinort besucht man indes besser zu Fuß.
Westlich von Mragowo wiederum führt der Fluss Krutyna vorbei an Sorkwity/Sorquitten
samt seinem neogotischen Schloss über 100 Kilometer bis nach Ruciane-Nida.
Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine der attraktivsten Bootsrouten
Polens.
Eine imposante Kreuzritterburg aus dem Jahre 1329 ist der ganze Stolz
von Ketrzyn/Rastenburg (30.000 Einwohner). Ihre Räumlichkeiten
dienen gegenwärtig dem städtischen Museum. Geschichtsträchtige
Züge tragen ebenso die Stadtkirche St. Georg und die Wehrkirche (mit
48 Meter hohem Turm), welche im Hochmittelalter zur städtischen Befestigungsanlage
gehörte.
In Gierloz/Görlitz überdauert ein kriegerisches Kapitel jüngerer Zeitrechnung, weilen doch hier die Trümmer der gesprengten Nazi-Bunkeranlage "Wolfsschanze".
Besucher des vom Deutschen Orden gegründeten Lidzbark Warminski/Heilsberg
(13.000 Einwohner) strömen einerseits zur majestätischen Kirche
St. Peter und Paul (spätes 15. Jh.), andererseits zur berühmten
Burg. Von 1350 bis Mitte des 19. Jahrhunderts palastartiger Sitz der Bischöfe
von Ermland, wirtschaftet hinter der backsteinernen Fassade nun ein Museum.
Als prachtvollster Sakralbau der Woiwodschaft gilt gleichwohl die barocke
Wallfahrtskirche Swieta Lipka/Heilige Linde zwischen Reszel und Ketrzyn.
Bekannt für ihre zwei Türme und ihre kostbare Orgel aus dem
frühen 18. Jahrhundert, wird die Swieta Lipka aber vorwiegend anlässlich
der hiesigen Marienverehrung von Gläubigen aufgesucht.
Beschränkt man sich auf die Maße, so sei mit dem Kollegiatsstift
(14. Jh.) von Dobre Miasto/Guttstatt (11.000 Einwohner) nach dem
Dom von Frombork die zweitgrößte Kirche Ermland-Masurens erwähnt.
Unbedingte Aufmerksamkeit verdient in jedem Fall ihr Hochaltar. Eine harmonische
Atmosphäre empfängt den Gast in Reszel/Rößel (4.000
Einwohner), wo gepflegte Bürgerhäuser den Marktplatz säumen
und die restaurierte Bischofsburg aus dem 14. Jahrhundert Kunstfreunde
in die dortige Galerie lockt.
Die Ruinen der Ordensburg von Szczytno/Ortelsburg werden alljährlich
durch das traditionelle Ritterturnier reanimiert. Beim Angriff der Litauer
anno 1370 brannte die original hölzerne Konstruktion nieder und wurde
durch eine Nachbildung aus Steinen und Ziegeln ersetzt. Im Laufe ihrer
Geschichte erfüllte die Burg unterschiedliche Funktionen, war den
preußischen Kreuzrittern eine Militär- und Verwaltungszentrale,
nach 1581 Waidmannspalast der Preußenfürsten, zwischen 1628
und 1639 selbst Jagdresidenz des Königs Wladyslaw IV und wehrte zuletzt
im polnisch-schwedischen Krieg von 1656 die Tataren ab. Seit dem ausgehenden
18. Jahrhundert verwaist und verkommen, wurde der Burg mit dem Heimatmuseum
des Kreises Ortelsburg seit 1925 und mit dem Masurischen Museum von 1945-1948
eine neue Aufgabe zugeschrieben.
Da sich der gravierende Verfall ihres Gemäuers allerdings nicht verhindern
ließ, ist die Szczytno-Burg seit 1992 lediglich als befestigte Ruine
zu besichtigen. Das Masurische Museum logiert heute im Turm des angrenzenden
Rathauses.
Als beliebtes Segelgebiet oder auch Miniaturausgabe des populäreren Mikolajki sei sowohl dem Sportler als auch dem gemütlichen Naturliebhaber Sztynort/Steinort zwischen Sztynort-See, Dargin-See und Kirsajty-See angepriesen. Mit seinen ausgedehnten Anlegestellen sowie den romantischen Wander- und Radwegen entspricht dieses adrette Dorf sicher beiden Urlaubstypen. Die einen mögen sich der Schönheit des Lehndorffschen Barockpalasts (17. Jh.) im dazugehörigen Park mit alten Baumbeständen hingeben. Die anderen bevorzugen nach ihren Segeltörns die "Zeza" in einem der aus dem 18. Jahrhundert stammenden Wirtschaftsgebäude. Diese masurische Seglerkneipe gilt als beste Adresse Steinorts für garantiert stimmungsvolle Abende bei Shanties und Seemannsgeschichten, Bier und dem Sztynorter Kräuterschnaps an urtümlichen Holzbohlentischen.
Einen klaren Kopf ließe sich bei einer Exkursion ins Mokre-Reservat auf der Landzunge des Dargin-Sees bekommen. Und sollte zwischen Erlen, Eschen, Eichen oder Fichten plötzlich ein Elch erscheinen, so ist dies keineswegs auf die Nachwirkungen des Kräuterschnaps zurückzuführen!